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Der erschreckende Exorzismus der Anneliese Michel

1973 unterzog sich eine junge Frau namens Anneliese Michel einem schrecklichen Exorzismus, der zu einer Tragödie wurde. Doch die Ereignisse ihres Exorzismus verfolgen Experten und Zeugen bis heute. Anneliese Michel hatte vor ihrem Exorzismus jahrelang seltsame Phänomene erlebt – Visionen befielen sie und sie hörte Stimmen.

Die Ereignisse rund um ihre Tortur waren die Grundlage für den Film „Der Exorzismus der Emily Rose“. Anneliese Michel gilt als eine der besessensten Menschen der Geschichte und ihr Schicksal ist wahrhaftig erschreckend.

In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit den Ereignissen, die zu ihrem Exorzismus führten, und mit den grausamen Details des Rituals selbst.

 

Annelieses frühes Leben

Anneliese Michel wurde 1952 in einer kleinen Stadt namens Klingenberg in Bayern geboren; ihre Eltern waren überzeugte und strenge, fromme Katholiken. Ihr Vater wollte Priester werden, und drei ihrer Tanten waren bereits Nonnen.

Unglücklicherweise glaubte Michels Mutter, dass ihre Familie bereits mit einem Mantel der Schande umhüllt war, den die ganze Familie sühnen musste.

 

 

Anneliese und ihre drei Schwestern führten ein entbehrungsreiches Leben. Die Mädchen durften nicht mit anderen Kindern spielen und verbrachten die meiste Zeit im Haus, um zu beten.

Unglücklicherweise wurde Anneliese in ihrer Kindheit oft krank; sie hatte schon in jungen Jahren mit Masern, Mumps und Scharlach zu kämpfen. Außerdem war das junge Mädchen sehr dünn und hatte häufig mit anderen Beschwerden zu kämpfen.

Im Jahr 2005 erzählte Annelieses Mutter dem Telegraph, dass sie 1948 ein uneheliches Kind bekam und damit große Schande über ihren Familiennamen brachte. Damals musste sie an ihrem Hochzeitstag schwarz tragen, um ihre Sünde zu verdeutlichen.

Danach arbeitete ihre Mutter hart daran, diese Sünden zu sühnen und praktizierte extreme Reinheit. Das setzte Anneliese natürlich unter Druck, regelmäßig für die Sünden anderer zu sühnen, während sie als Buße für die Drogensüchtigen, die selbst auf dem Boden schliefen, auch auf dem Boden schlafen musste.

Darüber hinaus besuchte ihre Familie zweimal pro Woche die heilige Messe und nahm an anderen Aktivitäten der Familie teil. Anneliese haderte mit dem harten Leben, litt aber im Stillen, und mit 16 Jahren wurden bei ihr körperliche und psychische Störungen diagnostiziert.

Die Anfänge von Annelieses Besessenheit

1968 begann Annelieses Leben eine drastische Wendung zu nehmen. Im Alter von 16 Jahren erlitt sie unerklärliche Erinnerungslücken. Historischen Berichten zufolge verfiel Michel während der ersten Blackouts in einen tranceähnlichen Zustand und lief ziellos umher. Leider nässte sie während dieser „Trance“ ins Bett.

Ihre Freunde und Familie beschrieben diese Trancezustände als beunruhigend; bedauerlicherweise begannen Annelieses Probleme damit erst. Ein Jahr später erlitt sie denselben Anfall und nässte erneut ins Bett. Es schien, als ob Anneliese noch mehr Probleme zu bewältigen hatte.

Es heißt, als ihre Familie mit ihr zum Arzt ging, war der Besuch reine Zeitverschwendung, denn der Arzt konnte nichts feststellen. 1970 wurde Anneliese mit einer Tuberkulose ins Krankenhaus eingeliefert. Während ihrer Genesung behauptete Anneliese, dass sie seltsame Geräusche und Stimmen hörte und euphorische Empfindungen verspürte.

Die Familie beschloss, einen Neurologen aufzusuchen, um herauszufinden, was mit ihr los war. Kurz nach dem Treffen mit dem Neurologen wurde bei Anneliese eine Schläfenlappenepilepsie diagnostiziert. Sie litt unter Krampfanfällen, Gedächtnisverlust und visuellen und auditiven Halluzinationen.

Zu allem Überfluss wurde sie durch ihr traumatisches Umfeld auch noch von Depressionen und Angstzuständen geplagt. Infolgedessen begann sie, Stimmen zu hören, die niemand sonst wahrnehmen konnte, und Dinge zu sehen, die es nicht gab.

 

Von der Diagnose bis zur Verschlechterung des Zustands

Man könnte meinen, dass sich Annelieses Leben zum Besseren wenden würde, sobald sie die richtige Diagnose erhalten hatte, aber das war nicht der Fall. Ihr geistiger Zustand verschlechterte sich zusehends, insbesondere da ihre Epilepsie auch das Geschwind-Syndrom verursachen kann, eine Störung, die durch Hyperreligiosität gekennzeichnet ist.

Das Geschwind-Syndrom ist durch diverse affektive Besonderheiten charakterisiert. Dazu zählen: Emotionalität, Euphorie, Traurigkeit, veränderte Sexualität, Aggression, Humorlosigkeit und Schuldgefühle. In den letzten Jahren sind die affektiven Störungen bei Epilepsiepatienten systematisch untersucht worden.

Man verschrieb ihr zur Kontrolle ihrer Anfälle Zentropil, das als Arzneistoff zur Dauerbehandlung der Epilepsie eingesetzt wird, aber die Medikamente hielten ihre Anfälle nicht auf. Anneliese schrieb sich 1973 an der Universität Würzburg ein und setzte ihr Studium fort. Doch sie verfiel immer mehr in Depressionen und glaubte, sie sei „verdammt“.

Da sie glaubte, dass Dämonen von ihr Besitz ergriffen hatten, verschlechterte sich ihre Situation weiter. Sie hatte überall, wo sie hinsah, Tageslicht-Halluzinationen von „Teufelsgesichtern„, klagte über Halsschmerzen und ließ sich die Mandeln entfernen.

Bald darauf entwickelte Anneliese eine Abneigung gegenüber sakralen Symbolen, ging nicht mehr zur Messe und weigerte sich, Weihwasser zu trinken oder in Gegenwart eines Kruzifixes zu essen.

Während ihre Eltern taten, was sie konnten, um ihrer Tochter zu helfen, wurde Annelieses Verhalten immer bizarrer. Berichten zufolge leckte sie ihren Urin vom Boden auf, zog sich nackt aus und aß Insekten.

Ihre Mutter erwähnte ein beunruhigendes Verhalten, bei dem Anneliese zwanghaft Hunderte von Kniebeugen pro Tag machte, bis sie sich die Bänder in ihren Knien riss.

Daraufhin kroch sie unter den Tisch und bellte zwei Tage lang wie ein Hund. Annelieses Familie wollte weitere medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, doch sie bat um ein religiöses Eingreifen, nachdem ihr bereits zweimal ein Exorzismus verweigert worden war.

 

Anneliese Michels Exorzismus

Als letzten Ausweg brachten ihre Eltern sie zu Ernest Alt, der an die Besessenheit von Anneliese Michel glaubte: „Sie sah nicht wie eine Epileptikerin aus“, und Alt ersuchte den örtlichen Bischof Josef Stangl um Hilfe.

 

 

Pater Arnold Renz, ein Priester mit Erfahrung in der Durchführung von Exorzismen, und Ernest Alt führten den Ritus durch. Leider zögerte die katholische Kirche, einen Exorzismus an Anneliese Michel durchzuführen.

Sie willigte erst nach viel Überzeugungsarbeit ein, nachdem sie stichhaltige Beweise für ihre Besessenheit erhalten hatte.

Am 24. September 1975 führte Pater Renz das erste von vielen Ritualen durch. Der erste Exorzismus zeigte, dass mindestens sechs Dämonen in Annelieses Körper hausten.

Sechs Dämonen, die nur als Luzifer, Kain, Judas Ischariot, Adolf Hitler, Nero und Fleischmann (ein in Ungnade gefallener Priester) bekannt sind, stritten um die Vorherrschaft in ihrem Körper.

Sie hielten sie während der aufgezeichneten Sitzungen stundenlang fest, während die Priester die Rituale praktizierten, aber ohne Erfolg. Langsam aber sicher hörte Anneliese auf zu essen, und ihr Körper begann zu verkümmern.

Beim 67. Exorzismus war Anneliese nicht wiederzuerkennen; sie hatte 68 Pfund (ca. 31 kg) abgenommen und war mit blauen Flecken und Abschürfungen übersät; Anneliese war außerdem entwässert und unterernährt, und ihre Haare fielen aus. Trotzdem wurden die Exorzismen fortgesetzt, bis sie im Juli 1976 an Unterernährung und Dehydrierung starb.

 

Die Nachwirkungen

In dem Glauben, dass Anneliese sich für die Sünden der Jugend geopfert hatte, hielten die Priester und ihre Familie sie für eine Märtyrerin. Leider sah der Staat Bayern das nicht so und klagte alle vier Personen wegen fahrlässiger Tötung an. Die Angeklagten plädierten alle auf nicht schuldig.

 

 

Trotz der Tonaufnahmen der Teufelsaustreibungen und Annelieses Aussage, dass sie während der Exorzismen besessen war, wurden alle vier Personen für schuldig befunden und zu sechs Monaten Gefängnis (die sie alle absaßen) und drei Monaten Bewährung verurteilt. Die Autopsie ergab jedoch, dass ihr Gehirn selbst auf mikroskopischer Ebene keine Anzeichen einer epileptischen Schädigung aufwies.

Anneliese Michels Leben war geprägt von Tragödien, Geisteskrankheit und religiösem Fanatismus. Bedauerlicherweise endete ihre Geschichte mit dem Tod. Dennoch bleibt ihr Vermächtnis eine Erinnerung daran, wie weit Menschen gehen, um etwas zu beseitigen, von dem sie glauben, dass es böse ist.

Ihre Geschichte lässt die Grenzen zwischen Wissenschaft und Übernatürlichem verschwimmen und zwingt uns zu der Erkenntnis, dass es immer noch Dinge in dieser Welt gibt, die wir nicht erklären können.

Sally C.

Redakteur und Übersetzer

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