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Ned Kelly – Held oder Mörder?

In der Anfangszeit der Besiedlung Australiens 1875 genießen viele Banditen und Räuber einen Heldenstatus. Doch keiner erlangte jemals einen solchen Status wie Ned Kelly. Viele Menschen sahen in ihm nicht nur den Anführer einer Gang, sondern auch eine Art Robin Hood. Doch bis heute ist umstritten, ob Kelly wirklich ein Ehrenmann mit hehren Zielen war – oder ein kaltblütig er Mörder.

Anfangs wurden Häftlinge nach Australien verschifft um den Kontinent zu besiedeln. Doch nach und nach zogen auch andere Leute nach Australien. Einige der Häftlinge könnten fliegen, doch die meisten wurden wieder eingefangen oder kamen freiwillig zurück. Aber einige schafften es in der Wildnis Australiens zu überleben. Diese Personen wurden Bushranger genannt.

Australien war zu diesen Zeiten gestaltet. Das meiste fruchtbare Land gehörten reichen Farmern, die sogenannten Squatter, und der Rest, kaum fruchtbares Land, gehörte den Selectoren die den Großteil der Bevölkerung ausmachten. Für Teile dieser armen Bauern waren die Bushranger eine Art Held, doch die raubten nicht nur die reichen, sondern auch die armen Bauern aus. Deshalb raubten die ausgeraubten, armen Farmer wiederum andere Selectoren und Squatters aus.

Im Nordosten Victorias lebte der Clan der Kellys. Er zählte um die 60 Personen, verwandt durch Blut und Heirat, welche sich in der Stadt Greta niedergelassen haben. Ned Kellys Vater, 1866 gestorben, hatte in seiner ursprünglichen Heimat in Irland zwei Schweine gestohlen und würde dafür mit sieben Jahren Haft bestraft. Diese sollte er in der Strafkolonie in Australien büßen. Später folgten ihm fünf seiner Geschwister als Auswanderer. Neds Mutter stammt aus einer irischen Siedlerfamilie, mit der sie 1847 in Melbourne eingetroffen war. Fast alle Männer der Familie saßen wegen Vieh- und Pferdediebstahls im Gefängnis. Bei den Farmern der Gegend waren die Kellys gefürchtet und verhasst.

Besonders die jüngeren Männer der Sippe gelten als brutale Rowdys. Als Erkennungszeichen trugen sie die Riemen ihrer Hüte statt unter dem Kinn direkt unter der Nasenspitze. Einer der übelsten ist der 1854 geborene Ned.

Schon als Halbwüchsiger soll er einen Verwandten wegen eines harmlosen Streits bewusstlos geprügelt und dann in einem Wasserloch beinahe ertränkt haben. Sein unbeherschtes Temperament ist ebenso berüchtigt wie seine Körperkraft mit 19 wird er zum inoffiziellen Distrikt-Champion im bare-knuckle boxing, dem Kampf mit der bloßen Faust. Er kommt immer wieder in Haft und führt nach zweieinhalb Jahren Gefängnishaft ein ehrliches Leben, unter anderem als Vorarbeiter eines Sägewerke, schließt sich aber 1877 mit 23 Jahren seinem Stiefvater an, der sich mit einer kleinen Bande auf Pferdediebstahl im Grenzgebiet zur Nachbarkolonie spezialisiert hat. Die Polizei verfügte nur über wenige Männer weshalb die Bande erst zerfiel, als der Stiefvater sich von Neds Mutter trennte.

Daraufhin nahm die eigentliche Geschichte Ned Kellys den Anfang. Es gibt unzählige Varianten davon, auch Kelly erfand im Laufe der Zeit immer wieder neue. Fest steht, dass der Polizist Alexander Fitzpatrick zur Familie Kelly mit einem Haftbefehl gegen Neds Bruder Dan kam. Der angetrunkene Polizist näherte sich wohl der kleinen Schwester Kelly auf unziemliche Weise. Es kommt zur Rauferei in deren Verlauf Ned Fitzpatrick ins Handgelenk schießt. Dies behauptete jedenfalls der Polizist.

Später kommt dieser mit einem Haftbefehl wegen versuchten Mordes zurück, doch Ned und Dan haben sich bereits abgesetzt. Ihre Mutter wird verhaftet und wegen Beihilfe zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Ned und Dan, auf deren Kopf eine Belohnung ausgesetzt ist, fliehen in die Wildnis südlich von Greta. Neds bester Freund Joe Byrne schließt sich ihnen an. Ebenso Dana bester Freund Steve Hart. Das war die Geburt der „Kelly Gang“. Einige Zeit später treffen sie auf vier Polizisten, die die Bushranger suchen sollten. Kurz darauf sind drei der Polizisten tot, wahrscheinlich von Ned erschossen. Der Vierte konnte fliehen. Ned wird später behaupten, er habe aus Notwehr gehandelt. Doch man fand heraus, durch die Beschaffenheit der Schusswunden und der Aussage des entflohenen Polizisten, dass Ned Kelly die Polizisten eher kaltblütig erschossen hat. Das Entsetzen in der Bevölkerung ist groß. Die Presse lobte den Schritt der Regierung, die die vier Bushranger zu Gesetzlose erklärten, einhellig. Dies bedeutete, dass jeder die Gang erschießen durfte und jeder der ihnen half zu 15 Jahren Haft verurteilt werden soll.

Aber die öffentliche Meinung dreht sich wieder, zumindest teilweise: Es scheint, als würde die Gang versuchen, während die 1878 und 79 zwei Banken ausrauben, dem romantischen Mythos eines edlen Bushrangers gerecht zu werden. Sie nahmen zwar Geiseln, behandelten diese aber sehr gut. Sie tranken mit ihnen und spielten Karten mit den Geiseln. „Ned Kelly war ein wahrer Gentleman“, berichtete die Gattin eines ausgeraubten Bankdirektosrs. Auch ihr Mir machte Eindruck. Vor einem Überfall besetzen sie eine Polizeistation, nahmen die Beamten gefangen und spazierten in deren Uniform durch die Stadt, um ein Bankgebäude auszuspähen. Zu diesen Sachen kommt auch noch das Robin Hood Image, dass Ned bewusst oder unbewusst kultivierte. Vor applaudieren den Geiseln verbrennt er Hypotheken aus den Tresoren und nennt Bankiers „Sklavenhalter“. Während Politik, Presse und gesetzestreue Bürger die Bande als ruchlose Schurken verdammten, setzt in manchen Teile der Unterschicht Verklärung ein. Volkslieder und Balladen werden zu „Ehren“ der Banditen gedichtet.

Kurz darauf gibt es Postkarten mit Fotografien der vier Männer zu kaufen. Es gab sogar ein Theaterstück in dem die Gangster als Helden und die Polizisten als Trottel dargestellt. Es wird aber kurz darauf verboten. Besonders Ned Kelly wurde zu einer Figur der Folklore.

Frauen schwärmten für den Outlaw, der Wert auf gute Kleidung und gepflegtes, geöltes Haar legte. Bei dem Prozess am Ende seines Lebens werden – die Presse berichtete es mit Missfallen – um die hundert junge Damen im Gerichtssaal sitzen. Auch einige Männer verehren ihn, weil sie ebenfalls sein bushmanship, also die Fähigkeit, sich in der Wildnis durchzuschlagen, besitzen wollen. Er war für etliche Australier ein Symbol für das „aufstrebende australische Nationalgefühl“.

Nach den Morden und Überfällen war das Kopfgeld von 100 auf 8000 Pfund gestiegen. Dennoch wurde er sehr lange nicht geschnappt.

Doch dann passierte es: In der Nacht des 26 Juli 1880 kommen die Banditen in Glenrowan an. Sie wissen, dass ein Sonderzug mit Polizisten aus der Distrikthauptstadt. Hinter dem Ortsausgang heben die Gangster die Gleise aus dem Bett und ziehen sich mit einigen Geiseln in den Glenrowan Inn zurück. Die Geiseln sagten später aus, die Verbrecher wollten den Zug zum entgleisen bringen, alle Überlebenden Niederschiessen und Waffen und Munition stehlen. Um anschließend in die Distrikthauptstadt um die Banken auszurauben. Für den Überfall, haben sich die Gangster als Feuerschutz eine 40kg schwere Rüstung aus Pflugscharen gebaut.

Doch der Plan schlägt fehl. Dem Dorflehrer gelingt es mit einer Kerze als Signallicht den Zug zum stehen zu bringen und die Polizisten zu warnen. Als die Polizisten sich dem Gasthof nähern, entbrennt ein Schusswechsel. Kelly wird in Fuß und Arm getroffen. Während sich der Rest seiner Bande ins Haus zurück zieht, floh Kelly ins Gebüsch, wo er ohnmächtig zusammenbrach. Bei Morgengrauen bot sich den Polizisten ein unvergesslicher Moment: Ned taumelte mit seiner Rüstung aus dem Gebüsch. Einer der Polizisten rief „Es ist der Bunyip,Jungs!“ Überzeugt, ein Fabelwesen aus der Vorstellungswelt der Aborigines vor sich zu haben. Er fluchte, während die Polizisten auf ih schossen, doch die Kugeln prallten an seiner Rüstung ab. Doch dann trifft ihn eine Ladung Schrott ins ungeschützte Knie eine weitere in die Hüfte. Kelly stöhnte, er sei erledigt und stürzte zu Boden. Die Kolonieregierung wollte den fast toten Kelly retten um ihn zu verurteilen. Es gelang dem Chirurgen Neds Leben trotz 28 Schrot und Kugelwunden zu retten. Im Oktober 1880 wird er in Melbourne zum Tod durch Strang verurteilt. Trotzdem beschimpfte Kelly den Richter und sagte, er werde ihn bald in der Hölle Wiedersehen. 12 Tage später starb dieser Richter an Diabetes. Obwohl er ein mehrfacher Mörder war und noch einiges mehr, wird er ihn Australien hoch gefeiert. Es gibt zahlreiche Filme, Theaterstücke und noch mehr.

Bevor sein Todesurteil ausgeführt wurde, soll Kelly noch etwas gesagt haben. Doch die Reporter waren zu weit weg um etwas zu hören, doch einer behauptete Kelly habe: „So ist das Leben“ gesagt haben. Allerdings behauptete der Polizist der Ned Kelly am nächsten stand, Kelly habe gerade zum sprechen angesetzt, als ein Stofftuch über seinen Kopf gezogen wurde, wodurch man nichts von ihm hörte.

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